Jetzt im dritten Jahr besteht die Möglichkeit im Rahmen der Heilpädagogischen Praxis Pusteblume Therapeutisches Klettern in Anspruch zu nehmen.
Diese Therapieform ist für Kinder mit motorischen Schwierigkeiten, Entwicklungsverzögerungen, Störungen aus dem Autismusspektrum oder einem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom besonders geeignet. Aus unserer Beobachtung und Erfahrung sowie von Elternberichten wissen wir um die Wirksamkeit dieser heilpädagogischen Maßnahme. Auch andere Berufsgruppen nutzen diese Therapieform und erzielen gute Ergebnisse damit, beispielsweise Physio- und Ergotherapeuten.
Von Katharina Prünte (Ergotherapeutin vom Verein HOCH-HINAUS Klettern als Therapie e. V.) habe ich die folgende Stellungnahme zu einer Studie des Vereins wie auch eine Zusammenfassung der Ergebnisse weiterer Studien erhalten:
Studie des HOCH-HINAUS Klettern als Therapie e. V.
Um die Effektivität auch wissenschaftlich nachzuweisen hat die BRONXROCK Kletterhalle 23 Kindern mit AD(H)S ermöglicht an einer Studie 2010 teilzunehmen. Die Kinder im Alter von 8-10 Jahren nahmen an einem 10-wöchigen ergotherapeutischen Klettertraining nach dem Konzept /HOCHHINAUS teil und wurden vorher und nachher im Hinblick auf ihre Aufmerksamkeitsleistung, motorische Leistungsfähigkeit, ihr Selbstwertgefühl und ihre Alltags- und Schulproblematik befragt und untersucht. Die Kinder der Kontrollgruppe durften an der therapeutischen Ferienaktion /HOCHHINAUS teilnehmen.
Mareike Bauer (Sonderpädagogik, Köln) und Henrik Schlieter (Diplom Sportwissenschaften, Aachen) haben die Ergebnisse in ihren Diplom- bzw. Examensarbeiten ausgewertet.
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In dem Prä-Post-Vergleich mit Wartedesign wurden 12 Kinder im Zeitraum von 3 Monaten (10 Behandlungseinheiten) untersucht und mit einer Kontrollgruppe (n=11) verglichen: Es zeigen sich deutliche Verbesserungen der Trainingsgruppe im Bereich der Aufmerksamkeit gegenüber der Kontrollgruppe, die auch von den Lehrern der Kinder bestätigt wurden. Besonders innerhalb der selektiven Aufmerksamkeit und der Daueraufmerksamkeit zeigen sich deutliche Veränderungen und Zusammenhänge. Auch die Kinder berichten selbst, dass sie sich besser konzentrieren können. Die motorische Leistungsfähigkeit hat sich im Vergleich zur Kontrollgruppe gesteigert. Das Selbstwertgefühl der Kinder hat sich deutlich im Bezug auf die Schule verbessert. Die Eltern berichten über Verbesserungen der Kinder bei den wichtigsten Alltagsproblemen und sind insgesamt zufriedener mit der Handlungskompetenz ihrer Kinder. Die Kinder beobachten bei sich eine Veränderung in der Selbstorganisation und im Arbeitstempo. Bei 5 Kindern im Vergleich (TR=5/K=5) wurde dies auch durch ein objektives Verfahren überprüft und hat sich bei ausgewählten Alltagstätigkeiten bestätigt.
Weitere Studien
Auch Projektbezogene Studien, von verschiedenen therapeutischen Vertretern, haben die therapeutische Wirkung von Klettern auf Kinder- und Jugendliche mit verschiedenen Störungsbildern und AD(H)S nachgewiesen:
Studie von Beudels und Hamsen
Beudels, W.; Hamsen, R. (2005): Bewegungsorientierte Förderung so genannter ADHS-Kinder – Ein Beitrag zur Wirksamkeitsdiskussion. Motorik, 28 (2).70-38; Beudels, W. (2007): Bewegung, Spiel und Sport in der Förderung unruhiger und unaufmerksamer Kinder. Oder: „Muss Medizin immer bitter schmecken?“. Haltung und Bewegung 27 (2). 16-23
Ergebnis: Bewegungsorientierte Förderung in Zusammenhang mit verhaltenstherapeutischen Elementen (verschiedene Maßnahmen/ Stichproben n=10-46) trägt zur Verbesserung der AD(H)S Kernsymptomatik bei, bes. Aufmerksamkeit; Transferleistung in den familiäre Lebensbereiche aus Sicht der Eltern, planvollere Durchführung von Routinetätigkeiten, wie z.B. den Hausaufgaben und sie verbessert besonders das Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl und die Ich-Identität der Kinder
Diplomarbeit von Christina Hahn
Hahn, Christina (2005) Diplomarbeit Sportwissenschaft Uni Heidelberg : Entwicklungsförderung und Integration durch Sport Natur- und Erlebnissport (n=23) und Sportspiele (n=26) wirkt
Ergebnis: zielgerichtet und fertigkeitsbezogen trainiert, positiv auf die ADHS Symptomatik, bes. Konzentrationsleistung und Koordination im Vergleich zur Kontrollgruppe(n=30); 1/3 der Kinder nehmen nach der Maßnahme regelmäßig am Vereinsport teil
Diplomarbeit von Thomas Müller
Müller, Thomas (2006) Klettern mit ADS-Kindern – Hobby oder Therapie? Überlegungen und Untersuchungen zu einem multimodalen Behandlungsansatz bei ADS-Kindern, Diplomarbeit: Pädagogische Hochschule Zentralschweiz (PHZ), Stans. 25.
Ergebnis: Verbesserung der Motorik und der Problemlösungsstrategien von AD(H)S Kindern (n=5)
Bachelorarbeit von Veser, Bady und Wiesner
S. Veser, M. Bady, M.Wiesner (2007) Wie kann angeleitete sportliche Aktivität am Beispiel Klettern genutzt werden, um die Handlungsplanung von ADHS-Kindern im Alltag zu beeinflussen? Ergotherapeutische Untersuchung im Rahmen eines klientenzentriertes Ansatzes (n=4), Bachelorarbeit des Fachbereiches Ergotherapie. Hogeschool Zuyd, Heerlen, Niederlande
Ergebnis: Verbesserung der Bewältigung von Alltagsaufgaben bei ADHS Kindern
Therapiekonzept von Astrid Fridrich
Fridrich, Astrid S. (2011) „Therapeutisches Klettern“ verbessert die Grafomotorik? Auswirkungen des therapeutischen Kletterns auf die grafomotorische Kompetenz von Kindern im Alter zwischen 5 und 12 Jahren, ergoscience 6 (1):2-11
Ergebnis: Graphomotorik wird innerhalb von 3 Monaten in der Trainingsgruppe (n=18)im Vergleich zur Kontrollgruppe (n=10) verbessert und der Effekt zeigt auch 3 Monate danach, seine Nachhaltigkeit im Alltag der Kinder.
Anmerkung von Gesine Herzog: Das Therapiekonzept von Frau Fridrich finden Sie beim Interuniversitären Kolleg für Gesundheit und Entwicklung
Wir freuen uns sehr, dass unsere Erfahrungen aus der Praxis hiermit die wissenschaftliche Bestätigung finden. Den gesellschaftlich geforderten Nachweis über die Wirksamkeit des Therapeutischen Kletterns sehen wir als erbracht!
Gesine Herzog