Heilpädagogik mit Pferd
Die Heilpädagogik mit Pferd ist in der Praxis Pusteblume bzw. der Interdisziplinären Frühförderung Pusteblume in das heilpädagogisches Gesamtkonzept eingegliedert. Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten, in belastenden Lebensumständen, mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen können an der Heilpädagogik im Sattel teilnehmen, sofern vom behandelnden Kinderarzt keine Bedenken geäußert werden.
Heilpädagogik im Sattel und am Boden
Zunächst beginnt die heilpädagogische Behandlung mit der Kennenlernphase. Diese kann bereits in den Praxisräumlichkeiten, aber auch am Stall stattfinden. Wie ohne Pferd auch werden eine heilpädagogische Diagnose sowie ein Förderplan mit individuellen Zielen erstellt. Ebenso gilt es, die Ressourcen des Kindes zur Entfaltung zu bringen, Stärken und Fähigkeiten zu wecken, zu festigen und zu erweitern. Insbesondere geht es nicht darum, reiten zu lernen. Vielmehr steht die persönliche Entwicklung im Vordergrund. Das Kind soll vorhandene Defizite überwinden oder kompensieren können. Fast nebenher verbessern sich Muskeltonus, körpereigene Wahrnehmung und Motorik.
In regelmäßigen Abständen finden Elterngespräche statt. Hierin informieren wir über den jeweils aktuellen Stand von Entwicklung und Förderung. Wir beraten und begleiten unterstützend die Eltern in Erziehungsaufgaben ihres entwicklungsauffälligen Kindes.
Heilpädagogik mit Pferd bedeutet bei mir nicht immer zwangsläufig auch im Sattel zu sitzen. In manchen Stunden nutzen wir die heilpädagogische Wirkung im Umgang mit dem Pferd durch Bodenarbeit, Stallarbeit oder Pferdepflege. Meist möchten die Kinder aber gerne auf’s Pferd. Und diesen Wunsch berücksichtigen wir natürlich.
Wirkung in der Heilpädagogik mit Pferd
Auf dem Pferderücken erhält das Kind durch das rhythmische Schwingen im Schritt etwa 90-120 Bewegungsimpulse pro Minute. Dadurch entwickelt sich ein besseres Körpergefühl. Ferner verbessert sich die Gesamtmotorik. Im Besonderen wirkt sich dies positiv auf Kinder mit fein- oder grobmotorischen Schwierigkeiten sowie Problemen in der Mundmotorik (Artikulationsschwierigkeiten, Stammeln, Sprachfluss, u. a. Sprach- und Sprechschwierigkeiten) aus. Kindern mit Hyperaktivität, hohem Bewegungsdrang und Unkonzentriertheit kommt diese bewegungsfreudige Methode sehr entgegen. Ihr Bewegungsbedürfnis wird durch das Pferd gestillt. Dadurch können sie ihre Aufmerksamkeit leichter kontrollieren. Was von außen dann manchmal nach einfachem Ponyreiten aussieht, bedeutet aber für das Kind hochdosierte Entwicklungsanregung.
Kein Leistungsdruck, aber klare Regeln
Durch das vollkommen andere Setting als in den Praxisräumlichkeiten und üblicherweise in Therapiesituationen findet die Heilpädagogische Maßnahme mit Pferd in einem zwangloseren Rahmen statt. Sie zieht Kinder und Jugendliche schnell in ihren Bann. Das Pferd hat einen hohen Aufforderungscharakter und übt auf viele Menschen eine große Faszination aus. Dies erleben Kinder bereits vom Boden aus, beispielsweise beim Putzen, Führen oder auch schon beim Beobachten des Pferdes.
Beim Reiten geht es in der Heilpädagogik nicht um das Reitenlernen an sich. Für die Kinder ist das Getragenwerden, sich auf das Pferd zu konzentrieren und intensive Wahrnehmungserfahrungen durch Bewegung, Wärme, Geruch, etc. zu machen, wichtig und entwicklungsfördernd. Insbesondere das Selbstbewusstsein wird beim Umgang mit dem Pferd gestärkt. Die positive Wirkung erfolgt in der Reittherapie ohne Leistungsdruck, allerdings mit festen Regeln zum sicheren Umgang und zur Unfallverhütung. Diese geben ganz konkret Sicherheit. Kinder können deren Sinn meist sofort verstehen. Dadurch akzeptieren sie diese Regeln erfahrungsgemäß leichter.
Selbst therapieresistente Kinder mit negativen Vorerfahrungen können vom Einsatzes des Pferdes in der Heilpädagogik profitieren.
Methodenwechsel im heilpädagogischen Konzept
Die Wahl der Reittherapie als Methode im heilpädagogischen Gesamtkonzept bedeutet nicht, dass das Kind dabei bleiben muss. Die heilpädagogische Behandlung richtet sich nach der Bedürfnislage des Kindes. So kann es schon mal vorkommen, dass die Methode gewechselt wird, wenn dies für das Kind sinnvoll ist. Umgekehrt können Kinder, die bereits bei uns in der Praxis Pusteblume (bzw. in einem mit uns kooperierenden Kindergarten) eine heilpädagogische Behandlung in einer anderen Methode begonnen haben, zur Heilpädagogik mit Pferd wechseln, zum Beispiel im Umfang eines 10-Stunden-Blockes.
Wer Interesse für sein Kind an einer heilpädagogischen Maßnahme mit Pferd hat, darf gerne Kontakt zu mir aufnehmen.
Gesine Herzog