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Horses4Humans-Konferenz 2017
Ende Oktober fand in Singen die VI. Internationale Konferenz Horses4Humans Perspektiven und Visionen Therapeutischen Reitens statt. Julia Mehler und ich nahmen daran teil.Die Vorträge
Das Programm war vielfältig. Das Hauptthema Reittherapeutische Arbeit bei Traumafolgestörungen zog sich durch viele Vorträge. Besonders interessant fanden wir beide den Vortrag von Roswitha Zink und Dr. Karin Hediger: "Nur wer das Licht zu bewegen lernt, kann den Schatten gebieten." Beide gaben einen Einblick in pferdegestützte Traumatherapie. Sie stellten ein Fallbeispiel dar und beantworteten in ihrem Workshop Fragen zu ihrer Arbeit und der Ausbildung der Pferde. In vielen Vorträgen wurden wissenschaftliche Studien erläutert, die sich mit der Wirkweise pferdegestützter Arbeit befassten. Einer der letzten Vorträge am Sonntag wurde von Michaela Scherzer, Dipl. Sonder- und Kleinkindpädagogin und HPV-Therapeutin, gehalten. Sie stellte das in Österreich ansässige Kinderhospiz Sterntaler Hof vor. Dabei berichtete sie von schwerbehinderten oder schwerstkranken Kindern, deren Geschwistern und Familien und positiven Erfahrungen in der Reittherapie.Die Stände
Zwischen den Vorträgen haben wir die Stände besucht. Zum einen war ich bei der BGW und habe Sicherheitsempfehlungen für Reittherapie sowie Empfehlungen für die Sicherheitsausstattung mitgenommen. Am Bücherstand haben Julia und ich beide lange und oft geschmökert. Aber auch bei Isabelle Steiner und ihren handgenähten Filzsätteln sind wir lange gestanden und haben uns beraten lassen. Schließlich habe ich für mein Pony Polyana einen Kinder-Therapiesattel zur Probe bestellt, den wir in den nächsten Woche erhalten und dann ausgiebig testen dürfen. Die Filzsättel sind sehr bequem für Reiter und Pferd. Im Winter halten sie außerdem die Wärme. Filzsättel haben keine Steigbügel, sind aber für Heilpädagogik mit Pferd ideal und außerdem für weitere Einsatzbereiche geeignet.Der Berufsverband für Fachkräfte Pferdegestützter Interventionen PI
Beim Stand des Berufsverbandes für Fachkräfte Pferdegestützter Interventionen PI ist Julia ebenfalls Mitglied geworden. Am Samstagabend haben wir dann zusammen die Mitgliederversammlung besucht. Mittlerweile sind im Verband gut 150 Reittherapeuten organisiert. Der PI setzt sich für deren Belange (Öffentlichkeitsarbeit, Honorarempfehlungen,u. v. m.) ein. In diesem Jahr erwickelte der Verband ein Qualitätssiegel für Reittherapie, das strenge Richtlinien enthält. Diese umfassen eine Beurteilung des pferdewirtschaftlichen Betriebs, der Haltung & Fütterung der Pferde, der Anlage, der Konstitution der Therapiepferde, deren Ausbildung & Training sowie eine Beurteilung der Sicherheitsvorkehrungen. Wir sind bereits dabei, unsere Heilpädagogik mit Pferd prüfen zu lassen und uns um das Siegel zu bemühen. Auch Ausbildungsinstitute für Reittherapie können sich vom PI qualifizieren lassen und dadurch ihre Qualität transparent machen. Zudem ermöglichen sie außerdem ihren Absolventen, dem Berufsverband beizutreten.Der Verein Pferde für unsere Kinder e. V
Der Verein Pferde für unsere Kinder e. V. hat sich bei der Horses4Humans-Konferenz vorgestellt. Erklärte Vision dieses Vereins ist:"Wir wollen, dass in 10 Jahren jedes Kind in Deutschland die Möglichkeit hat, im Rahmen seiner persönlichen Entwicklung durch den positiven Einfluss des Pferdes unterstützt zu werden. Die Vorzüge des Pferdes sollen der gesamten deutschen Bevölkerung so einfach wie möglich zugänglich gemacht werden." Zum Nachlesen des Zitats klicken Sie hier.Dazu hat der Verein unterschiedliche Projekte ins Leben gerufen.
- 10.000 Holzpferde für Kindergärten: Unternehmen oder Privatpersonen können Holzpferde für einen Kindergarten ihrer Wahl spenden.
- Pferdeerlebnistag für Kinder: Reitbetriebe, aber auch private Pferdehalter sollen einer sozialen Einrichtung einen Schnuppertag auf ihrem Pferdehof ermöglichen.
- Bundesweite Leuchttürme sollen Kompetenzzentren für die Heranführung junger Kinder an Ponys sein und idealerweise in jedem Bundesland entstehen.
- Gründerwettbewerb für Ponyreitschulen (FN): Bereits zum zweiten Mal werden in diesem Jahr 10 Projekte von Vereinen oder Betrieben gefördert, die eine Ponyreitschule neu gründen oder ihren bestehenden Betrieb dahingehend erweitern oder umstrukturieren wollen.
Neue vierbeinige Mitarbeiterin: eine Huzulenstute in Sonderlackierung
Die Eingewöhnung am Hof
Pollyanna heißt unsere neue vierbeinige Mitarbeiterin. Sie ist eine Huzulenstute, die ich im September 2017 gekauft habe. Da ich mit Camillo, meinem ersten Pferd, so gute Erfahrungen in der Therapie gemacht mache, wollte ich wieder ein Huzulenpferd mit den bewährten rassetypischen Eigenschaften:
- nervenstark mit wenig Fluchtverhalten
- intelligent
- lern- und arbeitswillig
- menschenfreundlich und neugierig im Kontakt
- robuste Gesundheit, langlebig und für Offenstallhaltung geeignet
- kräftig – ein Gewichtsträger (so dass ich Polly trotz Ponygröße auch reiten und ausbilden kann)
Camillo stammt aus rumänischer Züchtung und ist mit seinem 1,49 m – Stockmaß sehr groß für diese Rasse. Polly misst nur 1,35 m und stammt aus Polen. Sie ist vom Temperament spritziger und fleißiger als Camillo. Pollyanna ist ein Schecke in schwarz und weiß. Dadurch sieht sie – besonders aus Sicher der Kinder – einfach wunderschön aus. Sie ist fünf Jahre jung und lediglich angeritten, was für ihr Alter normal ist. Bei den Huzulenpferden wird meist erst mit vier oder fünf Jahren mit der Ausbildung begonnen. In den ersten Wochen stand sie am Hof in Staudach-Egerndach zunächst durch einen Zaun getrennt neben den anderen Pferden, um sich an diese zu gewöhnen und sich gegenseitig schon mal beschnuppern zu können. Danach nahm sie auf der großen Koppel sehr keck und herausfordernd Kontakt zu den anderen auf. Mittlerweile ist sie aber gut in die Herdenstruktur integriert und hat die ranghöheren Pferde über sich akzeptiert. Seit sie mit den anderen im Offenstall steht, ist sie viel ausgeglichener und ruhiger geworden als am Anfang.
Bodenarbeit nach The Gentle Touch®
Seit Oktober habe ich regelmäßig Bodenarbeit mit ihr gemacht, so dass sie diese mittlerweile schon recht gut kann. Sie steht geduldig am Anbindebalken, lässt sich gerne überall striegeln und streicheln und gibt brav die Hufe. Vor allem konnte ich ihr die Unart, am Strick zu ziehen und überall zu fressen, schnell abgewöhnen. Auf dem Platz lässt sie sich jetzt willig führen. Das Prinzip der sanften Hilfen nach der TGT®-Methode hat sie schon verstanden. Sie arbeitet willig mit und lernt sehr schnell. Auch am Leitseil gelingen bereits viele Übungen und Polly wird immer sicherer. Manchmal blitzt noch der Pony-Dickkopf durch, aber wir sind auch noch nicht fertig mit der Ausbildung. Meine Geduld und die im TGT®-Training gelernte Methodik und erworbene Sicherheit sind die Grundlage, kontinuierlich Schritt für Schritt ihrer Ausbildung zu erarbeiten.
Neben den Fortschritten in der Bodenarbeit freuen mich besonders die Erfolge in der Mensch-Pferd-Beziehung. Pollyanna läuft mir auf der Koppel nicht mehr davon, sondern sucht den Kontakt zu mir. Sie geht auf mich zu, lässt sich streicheln und willig das Halfter überstreifen. In neuen Situationen lässt sich sie von mir beruhigen und vertraut sich meiner Führung an. In meiner Gegenwart fühlt sie sich sicher. Wenn ich sie in der Obhut eines anderen am Reitplatz kurz verlasse, schaut sie mir nach und wiehert leise protestierend.
Ausblick, wie es weitergeht
So sind die Grundlagen für eine gute Zusammenarbeit gelegt. Jetzt über den Winter wird sie geschult, sicher an der Longe zu gehen und zuverlässig die reiterlichen Hilfen zu verstehen. Die Rückenmuskulatur muss noch besser aufgebaut werden. Im Frühjahr bekommt sie dann einen Therapie-Filzsattel und einen eigenen Voltigiergurt. Wenn sie weiterhin so schnell und willig lernt, kann sie vielleicht im Frühsommer schon die ersten Kinder in der Therapie tragen.
Gesine Herzog