Wahrnehmungsförderung
Die amerikanische Psychologin und Ergotherapeutin Jean Ayres entwickelte die sensorische Integrationstherapie. Sensorische Integration ist ein neurologischer Prozess, bei dem über die Sinne aufgenommene Empfindungen ins Gehirn gelangen. Dort werden sie geordnet, um die Bedeutung zu erfassen und daraufhin sinnvoll handeln zu können. Ferner ist sie notwendig, um den Körper gezielt und willkürlich bewegen zu können. Das Gehirn verknüpft die unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen miteinander. Es setzt die Sinnesimpulse in bedeutungsvolle Formen und Beziehungen um. Dadurch wird ein sinnvolles Handeln ermöglicht.
Bei sensorischen Integrationsstörungen bietet die heilpädagogische Behandlung dem Kind Möglichkeiten, sich intensiv im geschützten Rahmen mit seiner Umwelt auseinander zu setzen. Außerdem erhält das Kind eine individuell auf seine Bedürfnisse abgestimmte Wahrnehmungsförderung in Form von bewusst ausgewählten Sinnesreizen. Diese regen im Gehirn das Ordnen der Sinnesempfindungen und damit die Bildung neuer synaptischer Verbindungen. Dadurch gelingt sinnvolles Handeln. Dies kann im Therapieraum stattfinden, indem das Kind über eine Langbank balanciert, auf der Sprossenwand hochklettert oder über Schaumstoff-Bausteine läuft. Außerdem können viele Prozesse der Sensorischen Integration auch in der freie Natur stattfinden. Zum Beispiel beim Bauen eines Staudammes in einem Bach:
- Das Heben der Steine fördert die kinästhetische Wahrnehmung. Das Kind betätigt seine eigenen Muskeln dabei.
- Das Laufen auf dem unebenen Grund des Bachbettes stimuliert den vestibulären Gleichgewichtssinn. Die Körperstellung passt sich an, ansonsten würde das Kind hinfallen.
- Das Wasser aktiviert die taktile Wahrnehmung. Über die Haut nimmt das Kind Temperatur und Nässe des Wassers wahr.
Diese drei Bereiche (taktil-kinästhetisch-vestibulär) bilden das Wahrnehmungsfundament des Menschen. Gibt es bereits hier Schwierigkeiten, wirkt sich die Problematik meist bis in die höheren kognitiven Prozesse aus.