Motopädagogik
1955 legte J. E. Kiphard in seiner Arbeit mit bewegungsbeeinträchtigten und verhaltensauffälligen Kindern den Grundstein für ein neues bewegungspädagogisches Leitbild. Entgegen der damals noch weit verbreiteten funktional-mechanistischen Auffassung von Motorik entwickelte er eine Methodik, welche die Identität körperlich-motorischer und psychischer Prozesse zur Grundlage hatte. Das Kind und seine Bedürfnisse und Fähigkeiten rückten wieder in den Mittelpunkt.
Genauso wie Persönlichkeitsentwicklung als Prozess des Zusammenwirkens psychischer, sozialer, kognitiver und motorischer Faktoren zu verstehen ist, treten auch Entwicklungsstörungen meist nicht isoliert auf. Sie betreffen oft die ganze Persönlichkeit. Ziel psychomotorischer Bemühungen kann also nicht sein, bestimmte Teilgebiete zum „besseren Funktionieren“ zu bringen. Vielmehr bietet sie eine ganzheitlich ausgerichtete Entwicklungsförderung über das Medium Bewegung. Bewegung eignet sich insbesondere als Medium, da sie einen altersgerechten Zugang zur Gefühlswelt des Kindes ermöglicht. Darüberhinaus kann das Bewegungsverhalten auch Aufschluss über Prozesse geben, die sprachlich nicht ausgedrückt werden oder werden können.
Die 3 Säulen psychomotorischer Entwicklungsförderung sind
- Körpererfahrung
- Materialerfahrung und
- Sozialerfahrung.
Durch ein vielfältiges Bewegungs- und Sinnesangebot und die Bereitstellung von Situationen, in denen das Kind selbst aktiv werden kann, erweitert sich schließlich die Handlungskompetenz des Kindes immer mehr. Nicht zuletzt fördert dies ein positives Selbstwertgefühl.
Psychomotorische Entwicklungsförderung eignet sich zum Beispiel für
- wahrnehmungs- und bewegungsbeeinträchtigte Kinder
- ängstliche, gehemmte Kinder
- aggressive, verhaltensauffällige Kinder
- Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom.