Konzentrationserziehung
AD(H)S – behandeln oder erziehen?
Die Kürzel ADS und AD(H)S stehen für das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit bzw. ohne Hyperaktivität und umschreiben eine klassifizierte, psychiatrische Störung mit folgenden Hauptsymptomen:
- Konzentrationsprobleme
- starke Bewegungsunruhe bzw. das Gegenteil: ruhige, verträumte Kinder
- impulsives Verhalten
- Sensibilität
- damit einhergehend oftmals Lernschwächen beim Lesen und Rechnen
In unserer Gesellschaft werden immer mehr Kinder in diesen Bereichen auffällig. Sie erhalten die psychiatrische Diagnose ADS bzw. AD(H)S. Die dazugehörigen Symptome sind einzeln betrachtet oft nicht spektakulär. In Summer ergeben sie aber eine deutliche Belastung für das Kind, für die Eltern und das soziale Umfeld. Um den Leidensdruck zu reduzieren, wird immer häufiger ein Psychopharmaka mit dem Wirkstoff Methylphenidat verschrieben. Dieser bewirkt bei den Betroffenen eine Beruhigung, so dass die Konzentration leichter gelingt. Problematisch dabei ist, dass durch die Medikation das Kind nicht lernen kann, die eigenen Impulse zu kontrollieren. Wird das Medikament abgesetzt, tritt die Problematik wieder auf.
Heilpädagogischer Ansatz der Konzentrationserziehung
Unsere heilpädagogische Förderung von Kindern mit ADS / ADHS setzt auch bei dieser Problematik auf den ressourcenorientierten Ansatz. Die Heilpädagogin sucht nach den Interessen, Fähigkeiten und Begabungen des Kindes. In der Förderung wird damit gearbeitet. Das gemeinsame Erleben steht im Mittelpunkt. Indem die Heilpädagogin dem Kind zutraut, etwas zu schaffen, sich zu konzentrieren, Impulse für etwas Höheres zu unterdrücken, und mit dem Kind gemeinsam begeistert arbeitet, entsteht Sinn. Die Begeisterung steckt an. Der für das Kind ersichtliche Sinn ist unbedingt erforderlich, um den Willen herauszubilden. Wenn für mich etwas Sinn macht und obendrein noch Freude bereitet, ist dies der Chef über meinen Willen. Die Begeisterung löst in einer Tätigkeit den Leidensdruck ab, so dass die Anstrengung gerne erfolgt. Das Kind will dann trotz Anstrengung gerne mitmachen. Der Wille wiederum ist der Chef über den Bereich der Fähigkeiten und Fertigkeiten. Wenn ich etwas wirklich will, strenge ich mich so lange an bis es mir gelingt.
Konzept des Inneren Haltes
Diesen Weg gehen wir mit AD(H)S-diagnostizierten Kindern bzw. mit spritzigen, konzentrationsschwachen Kindern. Dabei beziehen wir uns auf das Konzept des Inneren Haltes von Paul Moor, der dieses bereits in den 1960er Jahren veröffentlichte. Dennoch hat es aus unserer Sicht nicht an Aktualität verloren, sondern wird von den aktuellen Wissenschaftler, wie beispielsweise dem bekannten Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther, bestätigt, siehe dazu sein Video „Wie lernen am besten gelingt“. Von Dr. Miriam Stiehler wurde das Konzept des Inneren Haltes überarbeitet und aktualisiert.