Beziehungs-und ressourcenorientierter Entwicklungsansatz
Sehr häufig basiert eine Therapie bei Kindern aus dem Autismusspektrum auf verhaltenstherapeutischen Maßnahmen. Ebenso bei vielen anderen Entwicklungsauffälligkeiten werden solche Maßnahmen ergriffen, weil sie ein strukturiertes Vorgehen ermöglichen. Eltern und Therapeuten finden somit heraus aus der hilflosen Position gegenüber Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten.
Dabei wird Kindern richtiges oder erwünschtes Verhalten beigebracht. Beim TEACCH-Ansatz werden Strukturen als Hilfsmittel dazu angeboten und mit Visualisierung gearbeitet. Bei ABA initiieren die Therapeuten über das operante Lernen erwünschte Verhaltensweisen. PECS ist ein Bildkartensystem zum Aufbau von Kommunikation, insbesondere ein Hilfsmittel für Betroffene zur Äußerung von Wünschen. Bei allen drei Therapieformen gibt es gute Anteile und Elemente, die Kindern mit ASS helfen können. Ich fand bisher keinen Ansatz passend zur Heilpädagogik, die sehr individuell vorgeht und Beziehungen in den Mittelpunkt stellt.
Gänzlich anders ist dagegen DIRFloortime®:
- Das D steht für Development (Entwicklung) und für einen entwicklungsorientierten Ansatz. Die Therapeutin setzt nicht bei der üblichen Entwicklungsstufe des entsprechenden Alters an, sondern bei der aktuellen Stufe des Kindes.
- I steht für individuell. Im Blick stehen die individuellen Besonderheiten und Interessen des Betroffenen.
- R steht für Relations (Beziehungen) und gibt ein beziehungsorientiertes Handeln vor.
DIRFloortime® geht von verschiedenen Stufen in der emotionalen Entwicklung aus, die aufeinander aufbauen. Über gezielte Beziehungsangebote auf dem Niveau der entsprechenden Entwicklungsstufe des Kindes wird Kontakt aufgebaut. Gelingt dies, versucht die Heilpädagogin bzw. versuchen die Eltern das Geschaffte zu festigen und mit dem Kind die nächsthöhere Stufe zu erreichen. Um gezielt in Kontakt treten zu können, ist es wichtig, die Interessen und Ressourcen des Kindes zu kennen. Diese bieten hervorragende Anknüpfungspunkte zur Kontaktaufnahme sowie Beschäftigungsmöglichkeiten mit dem Kind. In der gemeinsamen Beschäftigung folgt die Heilpädagogin der Führung des Kindes, indem sie dessen Impulse aufnimmt, spiegelt oder ganz groß macht. Auch der Humor spielt dabei eine entscheidende Rolle. Das Kind soll nicht nur richtige Verhaltensweisen erwerben, sondern Freude am gemeinsamen Tun und Interesse an der Umwelt gewinnen. Es darf und soll Spaß machen. Sobald das Kind Freude und Interesse dabei empfindet, schmelzen Widerstand und Ängste. Echtes Lernen kann beginnen.
Durch diese Grundlagen lässt sich DIRFloortime® hervorragend in heilpädagogisches Denken und Handeln integrieren.
Gesine Herzog