Die ICF – Sprache der Inklusion
Damit sich Fachleute, Eltern und Betroffene besser verständigen können, gibt es ein neues System (die ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit). Dieses möchte nicht nur eine Diagnose des Gesundheitsproblems, sondern auch eine Beschreibung der Folgen für die betroffene Person ermöglichen:
- Seiner Aktivität: Was kann der Mensch trotz seiner Einschränkung tun? Welche Fähigkeiten hat er noch? Worin ist er in seiner Akti
vität eingeschränkt? Was bedeutet dies für ihn persönlich? Welche individuellen Interessen und Vorlieben können noch wahrgenommen werden? Welche nur mehr unter erschwerten Bedingungen oder gar nicht? - Seiner Teilhabe in der Gesellschaft: Welche Hindernisse gibt es in der Gesellschaft für die betroffene Person?
- Der Bedingungen in der Umwelt: Was kann man in der unmittelbaren Umgebung verbessern?
- Der individuellen Bedingungen der Person: Welche Hilfsmittel oder welche Unterstützung braucht speziell diese Person?
Kinder und Jugendliche sind im Gegensatz zu den Erwachsenen noch in der Entwicklung. Weshalb sie ganz andere Herausforderungen zu bewältigen haben. Aus diesem Grund wurde für sie eine eigene Version erstellt. Diese erschien 2014 erstmalig in deutscher Sprache: die ICF-CY (Child and Youth – für Kinder und Jugendliche)
Die Vorteile dieser international einheitlichen Sprachcodierung sind unter anderem:
- Pädagogen und Therapeuten können leichter miteinander kommunizieren. Das dem jeweiligen Beruf eigene Fachchinesisch wird übersetzt und für alle verständlich. So kann man sich leichter auf gemeinsame Ziele im Förderprozess einigen und inhaltlich besser abstimmen. Das gelingt bisher nicht so gut.
- Der Blick bleibt nicht auf die gesundheitlichen Probleme gerichtet, sondern erfolgt ganzheitlich. Mit der ICF kann dies leichter dokumentiert werden.
- Bei der Anwendung der ICF wird mit den Betroffenen und falls diese noch sehr jung sind mit deren Eltern eng zusammen gearbeitet. Dadurch ist die aktive Beteiligung der Kinder und Eltern höher. Die Arbeit der Pädagogen wird transparenter.
Wie geht es bei uns in der Praxis weiter?
Wir werden uns in nächster Zeit in die speziellen Checklisten für die für uns relevanten Altersgruppen einarbeiten. Bei einzelnen Kindern werden wir schon erste Ziele ICF-basiert formulieren. Nach einer intensiven Einarbeitung stellen wir unsere Förderpläne nach und nach um auf diese Sprache der Inklusion. Danach beginnen wir in den Kindergärten mit der ICF-CY zu arbeiten. Anschließend mit den Eltern und ggf. den Kindern.
Gesine Herzog